Ina Elbracht: Pentimenti

Normalerweise halte ich mich nicht mit der äußerlichen Beschreibung von Büchern auf, aber in diesem Fall komme ich nicht darum herum: Die solide Hardcover-Ausgabe des Wurdack Verlags ist mit Illustrationen und Initialen wunderschön gestaltet, und liegt mit dem ein wenig in die Länge gezogenen Format perfekt märchenhaft in der Hand.

Kurzbeschreibung des Verlags: »Ein aus der Zeit gefallener Kunstmaler wird in der Abgeschiedenheit des Waldes zum unfreiwilligen Geburtshelfer für gefährliche Daseinsformen, ein Hippie strandet als Opfer seiner Sensationsgier in einer Westernstadt ohne Ausgang, eine Kunststudentin erbt ein maliziöses Anwesen, das sie als Spukhaus vermarkten will. Und alle drei steuern mit albtraumwandlerischer Sicherheit in die gemeinsame Katastrophe. In einer Welt, in der der Pinsel der Unvernunft Ungeheuer gebiert, kommt Hybris vor dem Fall. Und nach dem Fall … das Grauen.«

Meine Notizen dazu, nachdem ich das Buch zugeklappt hatte:
Absätze wie Stillleben, anspruchsvoll und in präzisen, teils geradezu perfekten Sätzen. Hier schreibt jemand kenntnisreich, mit ironischem Witz, scharfem Blick für pointiert eingefügte Details und Sinn für Rhythmus und Dialoge, was nach meiner bisherigen Erfahrung insgesamt ein »Markenzeichen« von Ina Elbracht ist.
Nach einer Weile habe ich eingesehen, dass ich langsamer lesen muss, weil ich sonst das Wesentliche verpasse. Kein Text zum Reinschmeißen und Wegtragen lassen, sondern einer, bei dem jedes Wort zählt – und das tut es dann auch ganz großartig, bis auf ein paar kleine Ausnahmen, wo mir die »Pointe« ein wenig zu konstruiert vorkam.
Zum Zeitpunkt der Auflösung kam mir der Gedanke, dass hier im Grunde der Stoff für einen umfangreichen Roman enthalten ist, und dass sich mit dem Umfang vielleicht auch das Empfinden ändern würde, die Lösung käme etwas abrupt oder sie würde der Geschichte nicht so richtig gerecht. Ich hatte mir aufgrund der bisherigen Erzählung etwas »Organischeres« vorgestellt und war ein bisschen vor den Kopf gestoßen.
Andererseits: Wer bin ich, einer Autorin vorschreiben zu wollen, welchen Weg ihre Vorstellung zu gehen hat?
Alles in allem habe ich Pentimenti mit großem Genuss gelesen. Die stimmungsvoll düsteren Zeichnungen von Daniel Bechthold ergänzen die Geschichte wunderbar, und was die Lösung des Rätsels betrifft, mögen andere Leser:innen selbst beurteilen, ob es sich stimmig anfühlt.

Fazit: Klare Empfehlung für Freund:innen komplexer, phantastischer Geschichten im kompakten Format, und außerdem – weil das Buch so schön gestaltet ist – ein perfektes Geschenk.

»Pentimenti« von Ina Elbracht und Daniel Bechthold ist in limitierter Auflage direkt beim Wurdack Verlag erhältlich: http://wurdackverlag.de/produkt/pentimenti/

2 Antworten auf „Ina Elbracht: Pentimenti

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    1. Ja, natürlich. Ich weiß auch nicht, ob es heute noch üblich ist, aber besonders bei SPlern wurde gerne die Beschaffenheit des physischen Buchs ausführlich kommentiert, was mich persönlich wirklich nicht interessiert, solange es beim Blättern nicht auseinanderfällt 🙂

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